Kritik am Hypnobirthing
Ist "Die Geburtsformel" und Hypnobirthing das Gleiche?
Hier erfährst du, warum ich mich nach einem Hypnobirthing-Kurs von Hypnobirthing distanziert habe. Zunächst einmal ist es mir sehr wichtig zu erwähnen, dass ich keinen Hypnobirthing-Coach persönlich angreifen will und die Arbeit der Hypnobirthing-Begründerin Marie Mongan sehr respektiere. Sie hat ein Umdenken in der Welt der Geburten bewirkt und war eine Wegbereiterin für alle Frauen. Auch der theoretische Hintergrund von Hypnobirthing ist sehr wertvoll. Er basiert auf der Arbeit des englischen Gynäkologen Dr. Grantly Dick-Read, der den Angst-Anspannungs-Schmerz-Kreislauf und das Zusammenspiel der Hormone während der Geburt erforschte. All dies bildet auch den Kern der Geburtsformel, sodass DGF durchaus eine Gemeinsamkeit mit Hypnobirthing hat – den theoretischen Hintergrund. Aber lass uns nun einen Blick auf die Punkte werfen, in denen wir uns unterscheiden.
1. Der Weg in die Hypnose
Wie bereits erwähnt, basieren beide Methoden auf Tiefenentspannung, auch Trance oder Hypnose genannt. Der Unterschied ist, dass es im Hypnobirthing viele verschiedene Techniken gibt, um diesen tiefenentspannten Zustand zu erreichen (die bekannteste ist die Regenbogenentspannung, aber es gibt noch viele mehr). Viele Frauen berichten, dass sie diese Überfülle an Entspannungstechniken eher verwirrend finden und dann während der Geburt nicht in der Lage sind, die richtige Technik anzuwenden. Deshalb lehrt DGF nur EINEN Weg in die Tiefenentspannung, sodass du auch in einer herausfordernden und existenziellen Situation wie der Geburt genau weißt, was du tun musst, um dorthin zu kommen. Ich finde es sehr wichtig, nur eine Technik zu lernen, und diese dafür richtig. Das heißt, die Technik nicht nur in der Theorie zu besprechen, wie es beim Hypnobirthing der Fall ist, sondern sie in der Schwangerschaft regelmäßig praktisch zu üben, damit man sie später bei der Geburt zuverlässig anwenden kann. Mit DGF wirst du, wenn du die Technik gut geübt hast, innerhalb von Sekunden den tiefenentspannten Zustand erreichen.
2. Einstellung zum Thema Geburt
Was mir an Hypnobirthing auch nicht gefällt: Geburten werden verharmlost nach dem Motto – Wenn du keine Angst hast, wird es ganz einfach sein. Ich persönlich denke, dass eine Geburt immer eine Herausforderung ist und eine Erfahrung, die dich an den Rand deiner Komfortzone bringen kann. Mit der richtigen Vorbereitung ist sie jedoch sehr gut zu bewältigen, weshalb ich die richtige mentale und körperliche Vorbereitung so wichtig finde. Geburt sollte definitiv nicht so trivialisiert werden, denn gerade viele Erstgebärende sind völlig überfordert, wenn sie merken, dass es sich tatsächlich um eine große körperliche Herausforderung handelt.
3. Schmerzfreiheit
Was mich an Hypnobirthing stört, ist das Versprechen: Jede Frau kann es schaffen, ohne Schmerzen zu gebären. Und was ist, wenn man es nicht schafft? Was passiert, wenn sich während der Geburt plötzlich herausstellt, dass du eine Angst oder eine innere Blockade hast, die du vielleicht nicht ausreichend aufgearbeitet hast? Das kann dich aus der Bahn werfen und dazu führen, dass du dich verkrampfst und Schmerzen spürst – genau das, was du vermeiden wolltest. Dann kommen Gedanken auf wie: “Irgendetwas stimmt hier nicht, das ist nicht so, wie es sein sollte, was mache ich falsch?” So kann nach der Geburt sehr schnell das Gefühl aufkommen, versagt zu haben und etwas falsch gemacht zu haben. In diesem Fall hast du die Geburt als Trauma erlebt, nur weil du eine falsche Erwartungshaltung hattest, die durch Hypnobirthing suggeriert wurde. Keine Frau der Welt, die ein Kind geboren hat, hat in irgendeiner Weise versagt, egal wie die Geburt ausgegangen ist. Wenn wir erwarten, schmerzfrei zu gebären, legen wir die Latte sehr hoch und stellen unrealistische Ansprüche an uns selbst. Schmerzfreiheit ist mit der Geburtsformel absolut möglich und das haben auch schon viele Kursteilnehmerinnen erlebt, aber sie sollte nicht dein höchstes Ziel sein. Vielmehr sollte dein Ziel sein, eine schöne, selbstbestimmte, angstfreie und positive Geburt zu erleben und zu akzeptieren, was kommt. Das Ziel sollte eine bestärkende Geburtserfahrung sein, die dich als Frau über dich hinauswachsen lässt. Setz dich nicht unter Druck, schmerzfrei zu bleiben. Versuche stattdessen, die “Schmerzen” (falls du welche verspürst) nicht als solche wahrzunehmen, also nicht als etwas Negatives, sondern als etwas Positives, das dein Baby zu dir bringt. Falls du letztlich wenige oder sogar gar keine Schmerzen haben solltest, umso besser.
4. Traumgeburt
Die Erwartungen an eine Traumgeburt sind beim Hypnobirthing hoch. Die Geburt ist bis ins Detail geplant und wenn sie nicht nach Plan verläuft, ist die Frau enttäuscht und hat vielleicht das Gefühl, versagt zu haben. Es gibt aber auch so etwas wie höhere Gewalt oder Schicksal, etwa wenn es dem Kind während der Geburt nicht gut geht oder eine andere Komplikation auftritt. Was ist, wenn etwas nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast? Wo ist dein Notausgang? Was passiert, wenn deine Geburt anders verläuft als geplant? Diese Option gibt es im Hypnobirthing nicht. Hypnobirthing spricht nur von einer natürlichen Geburt. Manchmal gibt es aber Gründe, warum dies nicht möglich ist: Falls es dem Kind zum Beispiel plötzlich nicht mehr gut geht, sollte man sich auf so eine Situation entsprechend vorbereiten. Deshalb gibt es bei der Geburtsformel auch eine Hypnose, die du dir anhören kannst, um dich z.B. auf einen Kaiserschnitt vorzubereiten. Du kannst deine Geburt nicht von A bis Z planen und erwarten, dass alles genau so abläuft wie geplant. Bleib offen für alles was kommt und akzeptiere was kommt. Das Wichtigste ist, dass du dich so auf die Geburt vorbereitest, dass du mit jeder Situation souverän umgehen kannst, auch wenn etwas nicht so läuft, wie du es dir in deiner Traumgeburt vorgestellt hast. DGF lehrt: Ja, du solltest dir deine Traumgeburt vorstellen. Das ist auch wichtig, um sich mental positiv vorzubereiten. Aber mit dem Wissen, dass es immer Umstände geben kann, die nicht planbar sind. DGF bringt dir bei, wie du mit diesen Umständen umgehen kannst.
5. Audio-Hypnosen
Beim Hypnobirthing bekommst du zwei CDs mit Meditationen und Sprachaufnahmen. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass man damit nicht wirklich lernt, wie man konkret in die Tiefenentspannung geht oder wie man mit besonderen Situationen umgeht, wie im vorangegangenen Punkt erwähnt. Deshalb bietet die Geburtsformel dir über 30 Audio-Hypnosen für alle möglichen Situationen, die während der Geburt auftreten können. So gibt es z.B. eine lange Hypnose, in der du dich mental auf die Geburt vorbereitest, eine, in der du die Fahrt ins Krankenhaus übst, eine, die du während einer natürlichen Geburt hören kannst, eine, die du während eines Kaiserschnitts hören kannst und viele mehr. Dazu gibt es mehrere Hypnosen, in denen du lernst, mit verschiedenen Störfaktoren umzugehen, usw. Der Weg in die Tiefenentspannung ist bei allen Hypnosen derselbe. Du übst also jeden Tag auf die gleiche Weise in die Tiefenentspannung zu gehen. Gleichzeitig kannst du auf diese Weise ganz unterschiedliche Themen üben, sodass du auf alle möglichen Umstände während der Geburt vorbereitet bist.
6. Medizinisches Geburtsteam
Beim Hypnobirthing ist die Einstellung gegenüber Krankenhaus, Hebammen und Ärzten sehr skeptisch. DGF hingegen vermittelt die Botschaft, dass das Krankenhaus ein sicherer Ort ist und dass man den Hebammen und Ärzten vertrauen kann. Natürlich gibt es immer Einzelfälle von Hebammen oder Ärzten, die keinen guten Job machen, aber im Allgemeinen sind diese Menschen grundsätzlich auf deiner Seite und wollen das Beste für dich. Deshalb solltest du ihnen prinzipiell vertrauen.